Ich freue mich, dass ich die Blogparade des Totenhemdblogs zum dritten Mal eröffnen darf!
Die letzten Male hatte ich diesen Ehrenplatz, weil ich aus Mexiko geschrieben haben und dort der 1.11. der traditionelle Totentag ist – der Dia de los Muertos. Die Toten werden an diesem Tag gefeiert oder eher gesagt feiert man in dieser Nacht mit den verstorbenen Seelen der Familie. Sie kommen dieser Nacht zurück in die Welt der Lebenden und besuchen ihre Lieben.
Was anfangs skurril erscheint wird von Jahr zu Jahr normaler. Es gehört inzwischen zum Jahresablauf dazu, wie Ostern oder Weihnachten und man weiß schon, jetzt kommen die Totenbrote in den Bäckereien und die Totenköpfe und Skelette in den Geschäften – aus Schokolade, aus Zuckerguss und Amaranth.
Was ist schön daran? Es ist das Fest des Erinnerns. Darüber habe ich letztes Jahr geschrieben.
Dieses Jahr schreibe ich aus einer anderen Perspektive: Erst vor vier Wochen habe ich eine gute Freundin verloren, der Krebs hat gewonnen und sie hat sich viel zu früh von dieser Welt verabschiedet. Sie hatte noch so viele Songs in sich, die sie leider nicht mehr singen konnte und ihre Stimme war einzigartig, wundervoll. Ihre Zeit konnte noch gar nicht zu Ende sein! Dennoch war sie es. Ein plötzlicher und ungewollter Abschied.
Ich schreibe zum letzten Mal aus Mexiko. Unsere Zeit hier ist vorbei, nach dreieinhalb Jahren geht es zurück nach Deutschland. So sehr ich mich auf Vieles freue ist und bleibt dennoch ein Gefühl von Wehmut. Wo ist die Zeit hin?
Dieses Jahr erinnert mich der Tag der Toten daran, dass es den Tag des endgültigen Abschieds von dieser Welt geben wird – für mich, für Dich, für jeden von uns. Wann genau er kommt wissen wir nicht. Für viele kommt er viel zu früh andere sehnen ihn sich herbei. Wann und wie auch immer – er kommt der Abschied.
Genau daran werde ich erinnert wenn ich dieses Jahr die Altare in der Stadt und in den Häusern sehe: Es sind Tische geschmückt mit Blumen, Totenköpfen, mit Essen, Wasser, Salz und mit Fotos der Verstorbenen. Auch hier stehen nach dem schrecklichen Erdbeben im September leider viele Bilder von Menschen, deren Zeit in diesem Leben viel zu kurz war.
Ich sehe diese Altare und es ist klar: Der Tag des Abschieds
kommt. So bedrückend dieses Gefühl sein mag, so sehr erinnert es mich daran, zu
lachen, zu feiern, meine Lieder zu singen und Pläne umzusetzen. Was möchte ich
noch machen – in den letzten Wochen in Mexiko und dann in Deutschland. Mir wird
klar, dass ich keine Rücksicht mehr auf innere Zweifler nehmen sollte, denn für
die ist wirklich nicht genug Zeit in diesem Leben.
Ich möchte jeden Tag auskosten, die Welt bereisen und auch wieder Heimat spüren und schätzen. Es liegt an mir selbst, was ich daraus mache. Ich erkenne den Wert des Lebens. Er ist jetzt, hier und heute. Wie lange es noch sein wird weiß ich nicht, das ist auch gut so. Lasst uns das Leben feiern – jeden Tag auf’s Neue und vor allem heute, am Tag der Toten, denn es ist die Nacht des Wiedersehens und gemeinsamen Feierns!
Und wenn Dir danach ist, dann feiere auch Du das Leben und stoße heute Abend auf einen lieben verstorbenen Menschen an.